Sportminister Doskozil beim „Tag des Sports“ in der Raiffeisenlandesbank OÖ

Logo RLB

16.05.2017

„Wir wollen Medaillen gewinnen, vor allem aber die Gesamtstruktur auf neue Beine stellen“. Möglichst noch vor dem Sommer soll das neue Bundes-Sportförderungsgesetz beschlossen werden. Verbunden ist damit ein völlig neuer Weg bei der Unterstützung des heimischen Sports. Eine neue Gesellschaft soll die Koordination sowie die Abwicklung der Förderungen übernehmen. „Ziel ist es natürlich, Medaillen zu gewinnen. Man muss sich aber schon die Gesamtstruktur anschauen. Gelder, die für den Spitzen- und Breitensport zur Verfügung stehen, müssen gezielt und bestmöglich eingebunden werden“, skizzierte Verteidigungs- und Sportminister Hans Peter Doskozil am 9. Mai 2017 beim „Tag des Sports“ im RaiffeisenForum der Raiffeisenlandesbank OÖ vor rund 800 Gästen die Zielsetzungen und Eckpunkte der geplanten Reformen bei der Sportförderung. In der Diskussionsrunde mit Oberösterreichs Sportlandesrat LH-Stv. Michael Strugl, ÖOC-Präsident Karl Stoss sowie Olympia-Medaillengewinner Thomas Zajac gab es dazu viel Zustimmung. 

Gemeinsamen Weg mit den Ländern
Während Olympia-Medaillen bei Winterspielen zur beinahe schon geforderten Pflichtübung gehören, sind die rot-weiß-roten Erwartungen bei Olympischen Sommerspielen deutlich gedämpfter. Auch das soll sich mit dem neuen Sportförderungsgesetz ändern. Wichtigstes Ziel des neuen Sportförderungsgesetzes sei jedoch die Gesamtstruktur sowie die Abstimmung zwischen Bund und Ländern bei der Sportinfrastruktur und dem Einsatz der finanziellen Mittel, so Doskozil: „Wenn wir eine gemeinsame harmonische Sportförderung haben wollen, werden wir das Thema niemals rechtlich oder über eine Kompetenzfrage lösen können, sondern nur kooperativ. Und zwar, indem wir mit der neuen Gesellschaft auf die Länder zugehen, uns abstimmen und so einen gemeinsamen Weg gehen.“

Neue Gesellschaft als zentrale Drehscheibe

Der Erstentwurf liegt seit Ende 2016 auf dem Tisch. Dieser wurde unter den Sportverbänden und allen Verantwortlichen zur Diskussion gebracht. Jetzt befindet sich dieses komplett neue Sport-Fördermodell in Begutachtung. Doskozil hofft, das Gesetz noch vor dem Sommer zur Beschlussfassung vorlegen zu können. Zentrale Drehscheibe ist eine eigene Gesellschaft, in der die Gelder aus allen zur Verfügung stehenden Töpfen zusammengeführt und in weiterer Folge die Fördervergaben abgewickelt werden sollen. Mit den Ländern müsse man sich auf Standorte verständigen und ein Leistungsportfolio für die Sportler aufbauen.

Schwerpunktsetzung statt Gießkanne

Die Politik habe grundsätzliche Richtungsentscheidungen im Hinblick auf die strategische Ausrichtung oder die Infrastrukturentwicklung vorzugeben, daher werde die Gesellschaft als Tochter des Sportressorts angesiedelt. „Es geht auch darum zu sagen, wie wir uns weiterentwickeln wollen. Ob es - so wie jetzt - ein Gießkannenprinzip in der Förderabwicklung, oder in Zukunft eine klare Spitzensport-Förderung geben soll, wo natürlich Leistung im Vordergrund stehen soll, wo zwischen der Gesellschaft und den Verbänden Programme entwickelt und auch Zielsetzungen vorgegeben werden, um definierte sportliche Ziele auch zu erreichen“, betonte der Sportminister. Wichtig sei in diesem Zusammenhang eine längerfristige Planbarkeit für die Verbände. Man müsse aber auch sagen, was nicht mehr ins Konzept passe. Die Führung der Gesellschaft will Doskozil in die Hände eines Sportprofis legen.

Strugl begrüßt tägliche Bewegungseinheit

Landeshauptmann-Stv. und Sportreferent Michael Strugl begrüßt die Initiativen, die seitens des Bundes bei der täglichen Bewegungseinheit in Schulen gesetzt werden: „Hier ist jetzt endlich ein Durchbruch gelungen. In Oberösterreich versuchen wir, dieses Modell flächendeckend umzusetzen. Generell soll das Thema Bewegung einen größeren Stellenwert bekommen.“ Durch die Eröffnung von Motorikparks wird in ganz Oberösterreich ein weiterer wichtiger Akzent gesetzt. „Wir brauchen Angebote, die für alle zugänglich sind“, so Strugl.

Zuständigkeiten bündeln
Ebenfalls positiv sieht Michael Strugl die aktuellen Reformansätze des Bundes in Sachen Sportförderung. Diese müssen jetzt umgesetzt werden: „Wir müssen auf Länder- und Bundesebene zusammenarbeiten und Zuständigkeiten bündeln, Verfahren vereinfachen und transparenter gestalten sowie Parallelstrukturen auflösen. Der Euro muss bei den Sportlern ankommen.“ Wenn man nicht mehr mit dem Gießkannenprinzip arbeitet, könne man es aber leider auch nicht mehr jedem Recht machen. „Wir haben in Oberösterreich drei Dachverbände, 60 Fachverbände und 2.500 Vereine. Hier muss jemand eine eindeutige Richtung vorgeben.“

Große Investitionen in die Spitzensport-Infrastruktur

In Oberösterreich wird die Infrastruktur für den Spitzensport weiter ausgebaut. Strugl: „Wir wollen für den Spitzensport wirklich professionelle Rahmenbedingungen schaffen. Daher bauen wir das Olympiazentrum um neun Millionen Euro um. Im vergangenen Jahr haben wir ein Turnleistungszentrum eröffnet und werden heuer noch vor dem Sommer eine Trainingshalle für die Leichtathleten eröffnen. Im Herbst ist das neue Regattazentrum fertig.“ Ein besonders wichtiger Punkt seien auch Ausbildungsmodelle für Spitzensportler, die von der Unterstufe über die Matura bis hin zur Uni und Fachhochschule reichen. Diese sollen den Spitzensportlern parallel zur sportlichen Karriere eine gute Ausbildung ermöglichen. „Talentierte Sportler dürfen nicht zu früh aufhören, weil sie fürchten müssen, dass sie später keinen ordentlichen Job bekommen“, so Strugl. Innerhalb des Bundesheeres sei die duale Ausbildung für Heeressportler bereits Thema und werde forciert, sagte Doskozil. Darüber hinaus erhöhen Akademische Lehrgänge an den Fachhochschulen, die sich durch besondere Flexibilität auszeichnen und damit auf die Bedürfnisse von Leistungs- und Spitzensportler abgestimmt sind, das Bildungsangebot für die Berufsfindung nach dem Sport.

Stoss: Auf einige Sportarten konzentrieren
„Förderungen und Finanztöpfe zu bündeln ist dringend notwendig“, ortet OÖC-Präsident Karl Stoss richtige Ansätze bei der Reform der Sportförderung. Aber: „Mir fehlt hier beim Bund eine klare Vision. Wir brauchen eine Präambel für den österreichischen Sport, wo ganz klar festgehalten ist, wohin wir uns entwickeln wollen.“ Da nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung stehen, müssen diese stärker fokussiert werden. „Wir werden an Medaillen gemessen. Wollen wir in der Weltspitze mitspielen, müssen wir uns auf einige Sportarten konzentrieren. Wenn wir mit dem Gießkannenprinzip arbeiten, werden wir keine Spitzenleistungen erzielen können.“

Nachholbedarf beim Ausbau der Infrastruktur
Österreich habe gerade bei den Sommersportarten einen großen Nachholbedarf bei der Infrastruktur. Stoss: „Hier hat man viele Jahre etwas verabsäumt. Das werden wir bei vielen Sportarten lange Zeit nicht mehr aufholen können. Daher ist gerade der Ausbau der Olympia Zentren besonders wichtig.“ Darüber hinaus forderte Stoss eine stärkere Zusammenarbeit zwischen dem Spitzensport und unterschiedlichen Einrichtungen wie etwa Universitäten: „Wir haben eine TU Wien, eine TU Graz, eine Montan Uni Leoben, die heute noch nicht mitwirken. Die müssen wir alle ins Boot holen, denn allein eine kleine Verbesserung beim Material kann schon die entscheidende Zehntelsekunde bringen. Außerdem spielen Disziplinen wie Ernährungswissenschaft oder Sportmedizin eine immer größere Rolle.“

Staatliche und private Unterstützung wichtig
 

Aus der Praxis und aus Sicht eines Spitzensportlers erklärte Segler Thomas Zajac, Olympia Bronzemedaillengewinner in Rio 2016, wie sich die Situation für österreichische Sportler darstellt: „Ganz am Anfang steht immer die jahrelange Unterstützung seitens der Eltern bzw. der Familie. Aber dann musst du als junger Sportler versuchen, in die vorhandenen Systeme wie die Sportförderung oder etwa das Heeressportzentrum rein zu kommen. Wenn man hier nicht unterkommt, ist das ein KO-Kriterium für den weiteren sportlichen Weg.“ Darüber hinaus spielen natürlich auch die Sponsoren aus der Privatwirtschaft eine wichtige Rolle. „Staatliche und private Unterstützung - beides muss funktionieren.“ Der erfolgreiche Segler kritisierte aber auch die vorhandenen Strukturen: „Wir müssen uns derzeit sehr viel Know-how aus dem Ausland holen. Daher wäre es sehr wichtig, dass wir in Österreich Angebote für Sportler bündeln und dann auch professioneller gestalten können.“ In den USA gebe es beispielsweise nur drei Olympiazentren, wo für alles vorhanden ist und angeboten wird. „Hier hat man eine umfassende Infrastruktur auf Spitzenniveau wie Psychologen,  Physiotherapeuten usw. an einem Platz. So etwas gibt es in Österreich nicht“, so Thomas Zajac.

Schaller: 1,7 Millionen für Sport in OÖ

Der Sport ist Raiffeisen Oberösterreich ein besonderes Anliegen. „Wir sind stolz, dass wir die Möglichkeiten zu unterstützen nicht nur haben, sondern auch nutzen“, sagte RLB OÖ-Generaldirektor Heinrich Schaller. Denn Sport habe eine gesellschaftlich-soziale Rolle, wesentliche gesundheitspolitische sowie insbesondere bei Mannschaftssportarten erzieherische Aspekte. Die Unterstützung des Spitzensports sei wichtig, weil dadurch vor allem junge Menschen für den Sport begeistert werden. Stolz zeigte sich Schaller angesichts der Rückkehr des LASK, wo Raiffeisen seit drei Jahren Partner ist, in die höchste Spielklasse sowie über den fast schon geschafften Klassenerhalt von Blau-Weiß Linz: „Mit Raiffeisen hat man offensichtlich Erfolg“, meinte der Generaldirektor. Alleine in Oberösterreich investiert Raiffeisen heuer rund 1,7 Millionen Euro in die Unterstützung des Sports, bundesweite Sponsoringaktivitäten sind dabei nicht eingerechnet.  

Unter den rund 800 Gästen beim Tag des Sports in der RLB OÖ:

ÖSV-Sportdirektor Hans Pum, Militärkommandant Kurt Raffetseder, Landtagsabgeordneter Günter Pröller, Landessportdirektor Gerhard Rumetshofer, Sportunion OÖ-Präsident Franz Schiefermair, ASKÖ OÖ-Präsident Fritz Hochmair, ASVÖ OÖ-Präsident Herbert Offenberger, SV Ried-Sportdirektor Franz Schiemer und Finanzvorstand Roland Daxl, LASK-Kapitän Pavao Pervan mit zahlreichen weiteren Profis des LASK, Blau-Weiß Linz Präsident Hermann Schellmann mit dem gesamten Profi- und Amateurkader, Herwig Walker, Geschäftsführer der Fußballakademie Linz mit dem gesamten Kader der U16 und U18, Hans Schneider, Geschäftsführer Verein "Brücken bauen" mit einigen Special-Olympics Athleten, Linz AG Froschberg-Obmann Günther Renner, aus dem heimischen Lager der Schwimmer Staatsmeister Bernhard Reitshammer und Verbands-Vizepräsident Josef Richer, ÖTTV-Präsident Konsulent Johann Friedinger, Kameradschaftsbund-Präsident Johann Puchner u.v.a.m. Von der Raiffeisenlandesbank OÖ mit dabei waren Aufsichtsrats-Präsident Jakob Auer sowie die Vizepräsidenten des Aufsichtsrates Volkmar Angermeier und Josef Kinzl.

>> Nähere Informationen


zur Übersicht