Im Fokus: MTC-Managerin Nora Mack

Nora Mack © Business Upper Austria
Nora Mack © Business Upper Austria

23.07.2020

Nora Mack ist Managerin des Medizintechnik-Clusters in der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria. Im Interview schildert sie, wie der Corona-Lockdown die Anforderungen an den MTC und sein Team schlagartige veränderte.

Wie haben Sie die ersten Tage nach dem Lockdown in Ihrem Job erlebt?

Plötzlich ging alles so schnell. Bis Freitag, den 13. März hatte ich noch viele Präsenztermine und ab dem darauffolgenden Montag waren wir dann alle im Homeoffice. Dass wir uns tatsächlich erst im Juni wieder persönlich treffen würden, hätte zu diesem Zeitpunkt niemand gedacht. Zum Glück waren wir das Arbeiten im Homeoffice gewohnt und somit ab dem ersten Tag voll arbeitsfähig. Die Umstellung auf Videokonferenzen ging schnell und bereits zwei Tage später haben wir den ersten Corona-Sondernewsletter herausgebracht.
 

An welche persönlichen Eindrücke in dieser Zeit erinnern Sie sich?

Nach den ersten Krisenmanagement-Aktivitäten war primär ein Gefühl von Stolz da. Mein Team hat sich extrem schnell auf die neuen Arbeits- und Rahmenbedingungen eingestellt. Wir koordinierten nicht nur österreichische, sondern auch tschechische, italienische oder deutsche Anfragen und Angebote. Wir mussten unkonventionell denken und blitzschnell die richtigen Experten miteinander vernetzen. Und das bedeutete, dass wir über Wochen bis zu acht Stunden am Tag nonstop in Videochats saßen – eine Belastung nicht nur für uns, sondern auch für die anderen Bewohner unserer Homeoffice-WGs.
 

Ihr Team hat sehr viele Kontakte eingefädelt, können Sie einige Beispiele nennen?

Es waren so viele. Unsere LinkedIn-Seite haben wir sofort zu einer „Ich suche – ich biete“-Drehscheibe umfunktioniert. In nur zwei Monaten konnten wir damit unsere Followeranzahl mehr als verdoppeln. Das gab uns die Möglichkeit, die Anfragen und Angebote schnell einer großen Zahl von Unternehmen bekannt zu machen. Auch die anderen Branchencluster der Business Upper Austria haben die Posts fleißig geteilt. Damit haben wir auch Projektpartner angesprochen, die wir sonst in der Kürze gar nicht hätten erreichen können. Die Informationen aus den unzähligen Telefonaten, Mails oder Anfragen via LinkedIn flossen auch in unser tägliches Update an den oö. Krisenstab ein.
 

Wo hat OÖ bei der Bekämpfung von Pandemien die Nase vorn?

Wenn es ein Learning gibt, dann, dass eine Pandemie nur gemeinsam bekämpft werden kann. Ein Virus kümmert sich nicht um Landesgrenzen. Mit einem gewissen zeitlichen Abstand sieht man, dass jene Länder besser durch die Situation gekommen sind, die schnell reagiert haben. Also sofort die Infizierten isoliert, die Gesundheitseinrichtungen vorbereitet, ausreichend getestet und die Vorräte aufgestockt haben. Da hat Oberösterreich ein weltweit vielbeachtetes Krisenmanagement an den Tag gelegt.
 

Wo besteht aus Ihrer Sicht bei der Medizintechnik noch Handlungsbedarf?

Die oö. Landesregierung und die Unternehmen haben schnell reagiert, neue Kapazitäten geschaffen und auch neue Kooperationen geschlossen. Denn auch eines ist sehr deutlich geworden: Wenn wir nicht von ausländischen Lieferketten abhängig sein wollen, müssen wir Rahmenbedingungen schaffen, die eine Versorgung mit lokal produzierten Medizinprodukten möglich machen. Dafür braucht es mehr Fördermöglichkeiten und vor allem einen vereinfachten Zertifizierungsprozess mit einer österreichischen Benannten Stelle.