LICA-App für Pflege von Angehörigen

Michael Schiemer und Wolfgang Bayer mit Landeshauptmann Thomas Stelzer © Land OÖ / Mayrhofer
Michael Schiemer und Wolfgang Bayer mit Landeshauptmann Thomas Stelzer © Land OÖ / Mayrhofer
LICA Life Care © LICA
LICA Life Care © LICA

11.02.2022

Vitalfunktionen, Ernährung, Körperpflege, Gesundheitszustand: Um pflegebedürftige Angehörige optimal versorgen zu können, muss eine Vielzahl an Information berücksichtigt werden. Es ist – nicht nur für Laien – eine schwierige Aufgabe, alles professionell unter einen Hut zu bringen. Die in Oberösterreich entwickelte LICA-App verspricht einen Ausweg aus dem Dilemma.

Das für pflegende Angehörige und auch Profis entwickelte digitale Tool ermöglicht strukturiertes Arbeiten und eine Einschätzung von kritischen Situationen. Das Projekt wurde vom Medizintechnik-Cluster betreut und befindet sich erfolgreich in der Umsetzungsphase. Im Interview schildern Wolfgang Bayer und Michael Schiemer, beide Geschäftsführer der LICA Life Care GmbH, die Vorzüge dieser App.

Können Sie die wichtigsten Eigenschaften der App beschreiben? Wer sind die Zielgruppen?

Bayer: Die kostenlose Version der App erleichtert die professionelle Pflege von Angehörigen, die im häuslichen Umfeld leben. Mit der Dokumentation von wichtigen Informationen wie Blutdruck, Ernährungsgewohnheiten, Körpergewicht, Allgemeinbefinden, Medikamenteneinnahme sehen auch Laien auf den ersten Blick, ob alles in Ordnung ist oder Handlungsbedarf besteht.

Gibt es bereits praktische Erfahrungen oder Success-Stories, wo sich die App besonders bewährt hat?

Schiemer: Wir bekommen viele positive Rückmeldungen, wobei vor allem der niederschwellige Zugang und die einfache Handhabung gelobt werden. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass wir mit der App dort ansetzen, wo Betreuung beginnt. Angehörige bekommen ein kostenloses Hilfsmittel, das mehr Sicherheit bringt und im Ernstfall sogar Menschenleben retten kann.

Bei der App gibt es verschiedene Varianten. Wodurch unterscheidet sich die Profiversion von der Standard-App? Ist die Pro-App bereits marktreif oder noch im Versuchsstadium?

Bayer: Die Pro-Variante kommt bald auf den Markt und wurde gemeinsam mit professionellen Partnern getestet. Die Version dokumentiert den Pflegebedarf und auch die Pflegemaßnahmen. Wir sind überzeugt, dass die App den bürokratischen Aufwand und damit Zeit spart. LICA ist eine Präventions-App, die Profis hilft, die Pflegemaßnahmen exakt zu planen.

Es gibt einige Apps für den Pflegebereich – wo sehen Sie das Alleinstellungsmerkmal?

Schiemer: Wir können mit der App den Langzeitverlauf über einen Schnitt von sieben Tagen dokumentieren. Das gewährleistet, dass der Betreuer sieht, ob ein Problem vermehrt vorkommt. Er kann darauf rechtzeitig und adäquat reagieren – das gibt es in dieser Form noch nicht. Wir legen Wert auf den praktischen Aspekt und fangen dort an, wo Betreuung beginnt.

Planen Sie weitere Ausbaustufen der App und haben Sie andere Projekte in der Pipeline?

Bayer: Wir entwickeln die App mit neuen Features ständig weiter. Das Angebot wird es definitiv in mehreren Sprachen geben – vermutlich in fünf weiteren. So können wir in ganz Europa präsent sein.

Wie sieht das Geschäftsmodell in wirtschaftlicher Hinsicht aus?

Schiemer: Bei PRO wird es monatliche Lizenzgebühren geben – das hat aber den Vorteil, dass auch zu Hause professionelle Betreuung samt Dokumentation und Unterstützung bei Fragestellungen möglich ist. Es wäre natürlich ideal, wenn der Staat die Gebühren bezahlt – schließlich entlastet unser System die Krankenanstalten bei der Übergangspflege und erspart sicher etliche Heimaufenthalte. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Entschärfung der angespannten Lage am Personalsektor. LICA HOME bleibt ein kostenloses Modell und finanziert sich durch Werbung. Dabei geht es aber um Gesundheitstipps und Produkte, die von Experten geprüft werden.