Mit kleinen und großen Taten zu einer besseren Welt

Nachhaltiges Schnelltestgehäuse von tagtron aus Papierspritzguss: biologisch abbaubar und daher umweltfreundlich © tagtron gmbh
Nachhaltiges Schnelltestgehäuse von tagtron aus Papierspritzguss: biologisch abbaubar und daher umweltfreundlich © tagtron gmbh
Frauke Wurmböck, MTC-Managerin © Business Upper Austria
Frauke Wurmböck, MTC-Managerin © Business Upper Austria
Fabian Schefzig, Geschäftsführer der tagtron health © tagtron gmbh
Fabian Schefzig, Geschäftsführer der tagtron health © tagtron gmbh

22.01.2024

Die gute Nachricht vorweg: Es gibt sie, die Stellschrauben, an denen wir drehen können und auch müssen, um dem Klimawandel entgegenzusteuern. Denn angesichts zunehmender Ressourcenknappheit, besorgniserregender Umweltschäden und immer strengerer Gesetze kommt in Zukunft kaum noch ein Unternehmen am Thema Nachhaltigkeit vorbei. Das gilt auch für die MedTech-Branche.

Der Gesundheitssektor, dessen Aufgabe es ist, die Gesundheit zu schützen und zu fördern, trägt selbst in enormem Ausmaß zur Klimakrise bei: Laut einer Studie des Klima- und Energiefonds ist er für sieben Prozent des CO2-Fußabdrucks Österreichs verantwortlich. 32 Prozent, also fast ein Drittel des „Health Footprints“, verursachen demnach Krankenhäuser, 18 Prozent der ambulante Versorgungsbereich. Weitere 22 Prozent entfallen auf ambulant abgegebene medizinische Produkte und Arzneimittel. Insgesamt ist dieser Anteil noch wesentlich höher, da in Krankenhäusern und sonstigen Gesundheitseinrichtungen ebenfalls Arzneimittel und medizinische Produkte konsumiert werden. Zahlen, die zum Handeln auffordern.

40 Ideen erarbeitet

„Zwar ist die Medizintechnik eine Branche mit besonderen Regeln, ich denke da etwa an das Thema Sicherheit, aber diese speziellen Anforderungen stehen der Nachhaltigkeit nicht wirklich im Weg“, meint Medizintechnik-Cluster-Managerin Frauke Wurmböck. Beim MedTech.Circle Ende Juni 2023 haben die Teilnehmer Maßnahmen diskutiert, wie die Gesundheitsbranche und insbesondere die Medizintechnik nachhaltiger und damit der ökologische Fußabdruck verringert werden kann. Rund 40 Ideen und Lösungsvorschläge sind daraus entstanden – von einfachen, niederschwelligen Maßnahmen bis hin zu längerfristigen strukturellen Veränderungen.

Nachhaltigkeit ist mehr als Strom sparen

Dabei hat sich gezeigt: Nachhaltigkeit umfasst verschiedenste Bereiche im Unternehmen und verlangt nach Maßnahmen auf ökologischer, sozialer und ökonomischer Ebene. Jede dieser Säulen spielt eine entscheidende Rolle bei der Schaffung einer nachhaltigeren Zukunft. „Und wir haben auch gesehen, dass Unternehmen, Organisationen und die Wissenschaft zusammenarbeiten müssen, um gemeinsame Nachhaltigkeitsziele zu erreichen“, sagt Wurmböck. Etwa bei der Entwicklung neuer Produkte, um nur ein Beispiel zu nennen: „Indem wir Erkenntnisse aus der Materialwissenschaft mit Nachhaltigkeitsrelevanz teilen. Der Zugang zu diesem Wissen sollte halböffentlich sein, um den Know-how-Transfer zu fördern. Zudem sollten rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, um Wettbewerbsdenken in Bezug auf Nachhaltigkeitsfragen aufzulockern.“ Ebenfalls auf der Liste der 40 Ideen stehen energieeffiziente Produktionsverfahren, nachhaltige Lieferketten, ressourcenschonendes Produktdesign für medizinische Geräte und die Optimierung von Verpackungen, um Abfall zu reduzieren.

Nachhaltige Laborprodukte und Schnelltestgehäuse

Ein Unternehmen, das bereits erfolgreich auf dem Weg zu einer grüneren Zukunft ist, ist die oberösterreichische tagtron gmbh. Die Firmensparte tagtron health revolutioniert die Produktentwicklung von Laborzubehör durch innovative und nachhaltige Ansätze. „Unser Ziel ist, Ressourcen zu schonen und Umweltauswirkungen zu minimieren – angefangen vom Design bis hin zur Materialauswahl“, erklärt Geschäftsführer Fabian Schefzig. Ein weiterer Meilenstein sind die nachhaltigen Schnelltestgehäuse von tagtron health. Diese Gehäuse erfüllen höchste Qualitätsstandards und berücksichtigen zugleich ökologische Verantwortung. „Durch die Verwendung erneuerbarer und biologisch abbaubarer Materialien tragen wir dazu bei, die Einwegnutzung von Testmaterialien zu reduzieren und die Umweltbelastung zu minimieren“, bekräftigt Schefzig.

Recycling in Krankenhäusern

Krankenhäuser stehen auf der Rangliste der Abfallproduzenten ziemlich weit oben. Deshalb haben die Oberösterreichische Gesundheitsholding (OÖG), das Transfercenter für Kunststofftechnik (TCKT), Walter Kunststoffe und Greiner Packaging im Kooperationsprojekt „HospiCycle“ ein Konzept entwickelt, um krankenhausspezifische Abfälle zu trennen und zu recyceln. Der Medizintechnik- und der Kunststoff-Cluster und die Altstoff Recycling Austria (ARA) haben das Vorhaben begleitet. In drei Kliniken sammelte das Projektteam den Plastikmüll, der an einem einzigen Tag ganze 120 Kilogramm und 6.000 Artikel ausmachte, bereitete ihn aufwendig auf und stellte daraus hochwertige Becher her. Eine Anleitung für Krankenhausmitarbeiter soll es künftig ermöglichen, Kunststoffe im Kreislauf zu halten und somit auch den CO2-Ausstoß zu verringern. Projekte wie dieses sollen kein Einzelfall bleiben, wenn es nach dem MTC geht, bekräftigt Wurmböck: „Wir wollen uns verstärkt mit dem Österreichischen Verband grüner Krankenhäuser (ÖVGK) vernetzen, um gemeinsam nachhaltige und ökologische Projekte voranzutreiben.“

Gemeinsam zu Lösungen

„Viele Ideen wachsen besser, wenn man sie in ein anderes Hirn umpflanzt, als sie in dem zu belassen, aus dem sie stammen“, sagte einst schon der amerikanische Arzt und Schriftsteller Oliver Wendell Holmes. Und tatsächlich ist gerade die Medizin ein Bereich, in dem viele Errungenschaften und Fortschritte nur durch gemeinsame Entwicklungsarbeit erzielt werden konnten. Erfahrungsaustausch innerhalb der eigenen Branche oder auch branchenübergreifend ist eine wertvolle Möglichkeit, voneinander zu lernen und gemeinsam Ideen zu entwickeln und Aufgaben zu lösen. Oberösterreichs Standortagentur Business Upper Austria organisiert mehr als 40 regelmäßige Erfahrungsaustausch-Runden (ERFA) – sechs davon widmen sich speziell Nachhaltigkeitsthemen:

  • CSRD Integration

Mit dem Geschäftsjahr 2024 beginnt eine neue Ära des Nachhaltigkeitsreportings für Unternehmen. Die ERFA richtet sich an CSRD-Beauftragte heimischer Unternehmen.

  • Klärschlamm

Stakeholder aus Abwasser- und Abfallwirtschaft beschäftigen sich in dieser ERFA mit aktuellen Themen rund um die Nutzung von Klärschlamm.

  • Kunststoffrecycling

Das Spannungsfeld zwischen legislativen Vorgaben und technischen Herausforderungen wird in dieser ERFA beleuchtet.

  • Kunststoffverpackung

Wissens- und Informationsvermittlung von Unternehmen für Unternehmen der Kunststoff- sowie der Lebensmittelbranche, um die Kunststoffkreislaufwirtschaft aktiv mitgestalten zu können, ist Inhalt dieser ERFA.

  • Recht Sicherheit Umwelt

Für Energie-, Sicherheit-, Umwelt- und Nachhaltigkeitsbeauftragte (HSE) aus produzierenden Unternehmen ist diese ERFA designt. Inhaltlich geht es vor allem darum, wie man effiziente Umsetzung von HSE-Agenden in der Realität schafft und welche Potenziale noch ungenützt sind.

  • Step by step zum nachhaltigen Unternehmen

Wie die aktuellen Entwicklungen die Lebensmittelbranche beeinflussen, welches Grundlagenwissen wir für diese Herausforderung brauchen und wie wir die richtigen Schritte für die Zukunft setzen, ist Thema in dieser Erfahrungsaustauschrunde.

Professionelle Partnervermittlung

Zusammenarbeit und gemeinsame Initiativen scheinen auch beim großen Thema Nachhaltigkeit der Schlüssel zum Erfolg zu sein. „Wir allein können die Welt nicht retten, aber hoffentlich mit nachhaltigen Projekten einen Teil zur Verbesserung beitragen. Oft fehlt nur ein Puzzleteil. Aber dafür ist der Medizintechnik-Cluster da: um die richtigen Menschen mit den passenden Ideen zusammenzubringen“, lädt Frauke Wurmböck Unternehmen, Organisationen und auch die Wissenschaft zur Kooperation ein.

ERFA

Sie möchten mit Unternehmen aus Ihrer Branche oder auch branchenübergreifend gemeinsam an aktuellen Aufgabenstellungen arbeiten? Dann werfen Sie einen Blick auf unser ERFA-Angebot und kontaktieren Sie nehmen Sie die jeweils zuständige Ansprechperson.

Infos und Kontakt: www.biz-up.at/kooperation/erfahrungsaustausch