Rat und Tat für den Medizintechnik-Cluster

Die neue Cluster-Managerin Frauke Wurmböck begrüßt Rainer Perneker als neuen Beiratssprecher. Axel Kühner nimmt nach erfolgreichen Jahren Abschied. © cityfoto/Roland Pelzl
Die neue Cluster-Managerin Frauke Wurmböck begrüßt Rainer Perneker als neuen Beiratssprecher. Axel Kühner nimmt nach erfolgreichen Jahren Abschied. © cityfoto/Roland Pelzl
Axel Kühner © Greiner AG
Axel Kühner © Greiner AG
Rainer Perneker © Greiner AG
Rainer Perneker © Greiner AG

02.02.2022

Neben dem Wechsel im Management des MTC wurde auch die Funktion des Beiratssprechers neu besetzt. Axel Kühner, Konzern-CEO der Greiner AG, übergab die Geschäfte an Rainer Perneker, CEO der Greiner Bio-One International GmbH. Im Interview sprechen die beiden Spitzenmanager über die Bedeutung der Medizintechnik in Oberösterreich und die Beweggründe für ihr ehrenamtliches Engagement.

Herr Kühner, wie beschreiben Sie Ihre Zeit als Beiratssprecher im MedizintechnikCluster?

Kühner: Ich bin vom damaligen Wirtschaftslandesrat Michael Strugl gefragt worden, ob ich die Funktion übernehme. Meine erste Reaktion darauf war: „Da gibt es sicher Bessere und Berufenere als mich.“ Aber er überzeugte mich dann doch, weil mich die Initiative Medical Upper Austria sehr interessierte. Meine erste Zeit war daher damit geprägt, das Projekt, das heute unter dem Namen MEDUSA läuft, auf Schiene zu bringen. Das Projekt ist gleichzeitig ein Highlight, das mich in dieser Zeit begleitet hat. Ich habe in den vergangenen Jahren aber auch viel über den MedTechStandort Oberösterreich gelernt. Davor war meine Sichtweise eher subjektiv und eingeschränkt. Es war für mich unheimlich spannend zu sehen, wie viele innovative Unternehmen es gibt und wie gierig sie nach Vernetzung sind. Die Zeit als Beiratssprecher war eine lehrreiche. Eine, in der der Grundgedanke – mit kleinen und großen Firmen an Projekten zu arbeiten – sehr toll war.

Wie stark hat sich die Branche in diesen Jahren verändert?

Kühner: Ich glaube, dass sie an Bedeutung gewonnen hat. Wenn man in schwierigen Dingen etwas Positives sehen will, dann hat die Pandemie gezeigt, dass das Gesundheitswesen für uns gesellschaftlich absolut wichtig ist. Der Fokus auf Medizintechnik ist heute sicher ein größerer als zu Beginn meiner Zeit.

Worauf sind Sie rückblickend besonders stolz?

Kühner: Was mein Unternehmen angeht, müssten wir länger reden. Aber ich finde, dass wir eine super Zusammenarbeit zwischen Cluster und Unternehmen hingebracht haben. Alles kommt aus einem Guss und die Projekte, die wir begonnen haben, sind wirklich toll. Darunter finden sich Vorzeigeprojekte, wie wir sie uns gewünscht haben, beispielsweise das Projekt zur Automatisierung von Laborprozessen zwischen Greiner Bio-One und der OÖ Gesundheitsholding. Natürlich hat auch die Medizinische Fakultät Linz dazu beigetragen, dass die Breite der Zusammenarbeit noch größer geworden ist.

Welchen Rat geben Sie Ihrem Nachfolger?

Kühner: Bei meiner letzten Beiratssitzung habe ich gesagt: Es ist nicht schwer, mich zu ersetzen, weil Herr Perneker sicher besser für dieses Amt berufen ist. Da bin ich der Letzte, der Ratschläge gibt. Mit Nora haben wir auch eine wirklich ganz tolle Cluster-Managerin verloren, aber mit Frauke auch eine sehr gute Nachfolgerin gewonnen. Mein Fokus war, das Leitprojekt und die übergeordneten Aspekte des MTC in den Vordergrund zu setzen. Frauke und Rainer werden diese Themen optimieren. Auch die Digitalisierung ist eine wunderbare Gelegenheit für das Team, neue Akzente zu setzen.

Herr Perneker, mit Ihrer neuen Funktion übernehmen Sie eine bedeutende Aufgabe. Warum war es Ihnen ein Anliegen, sich dafür einzusetzen und den Medizintechnik-Cluster und damit auch alle Partnerunternehmen zu unterstützen?

Perneker: Was mich dazu bewogen hat, ist unsere Rolle in Oberösterreich und darüber hinaus. Das betrifft nicht nur die Funktion für unser Unternehmen. Im Beirat findet man die perfekte Basis für die Kommunikation und das Kennenlernen anderer Unternehmen. Das hat Axel bisher auch gut genutzt. Wir sind kein kleines Unternehmen, sehen aber immer nur einen Ausschnitt der Medizintechnik. Zu sehen, was da links und rechts neben uns ist, wo die Trends hingehen – das ist meine Motivation. Zum Beispiel auch den Bereich der personalisierten Medizin begreifen zu können und die Vernetzung zu nutzen.

Was zeichnet den Medizintechniksektor in Oberösterreich aus, worauf können wir stolz sein?

Perneker: Was definitiv gut ist und worauf man aufbauen kann, sind die Vernetzung und der Austausch, den wir jetzt mit der Medizinischen Fakultät Linz erweitern können. Für mich war bereits spürbar, dass das Gemeinsame im Vordergrund steht, dass man mit den vielfältigen Herausforderungen – gerade in der Pandemie – am Puls der Zeit bleiben muss und das Know-how gut nutzt.

Kühner: Was ich ergänzen kann: den Erfahrungsaustausch. Jeder hat die gleichen Probleme, ist aber nicht immer auf dieselben Lösungen gekommen. Durch unsere Initiative im Beirat wurde gemeinsam mit dem Land Oberösterreich dafür gesorgt, dass auch die benannte Stelle wieder nach Österreich kommt, die eine Zeit lang gar nicht mehr vorhanden war. Ein Einzelner würde nicht auf die Idee kommen, aber gemeinsam sagt man: Das tun wir, das packen wir an.

Wo sehen Sie noch Nachholbedarf? Was kann der Cluster für junge Unternehmen tun und wie kann der Beirat weiterhelfen?

Kühner: Wir können die Kapazitäten gut nutzen. Oft sind es rechtliche Themen, auf die zu achten ist. Gerade den kleinen Unternehmen fehlt es da an Transparenz. Da hilft der Erfahrungsaustausch, sie profitieren vom Netzwerk. Greiner hat natürlich gute Kontakte im Gesundheitswesen, das haben die Kleinen nicht. Wir können Ansprechpartner vermitteln, die sie allein nicht haben könnten.

Perneker: Ja, der Erfahrungsaustausch ist wichtig. Oft werden Detailfragen gestellt, andererseits sind es aber auch übergeordnete Themen, die die Unternehmen beschäftigen. Sie benötigen ein Konzept, was zu machen ist, einen groben Plan, nach dem man vorgehen kann, ohne unnötige Energie zu verschwenden. Es ist tatsächlich ein Labyrinth der regulatorischen Anforderungen.

Wo sehen Sie die Branche in drei Jahren?

Kühner: Wo wir hinterherhinken ist die Sichtbarkeit, das können andere besser als wir. Vielleicht sind wir zu bescheiden. Wir sind stark auf der Arbeitsebene und im Doing, aber bei der globalen Vermarktung fehlt etwas. Daher liegt der Fokus auf einer besseren Vernetzung und dem Kreieren von Projekten. Das ist das, was hinter dem Leitprojekt steckt: aus Sichtbarkeit globale Vernetzung ableiten.

Welche aktuellen Entwicklungen haben für Sie das größte Erfolgspotenzial?

Kühner: Ich glaube, dass Digitalisierung ein Riesenthema ist. Wir hatten Projekte, wo es um mobile Krankenhausbetten ging, wir haben über Sensorik gedruckt auf Kunststoffe gesprochen. Diese werden mit der großen Kunststoffindustrie in Oberösterreich auch in der Medizintechnik in Zukunft eine Rolle spielen. Forschung und Innovation verschaffen global einen Vorsprung. Neue Materialien und Digitalisierung sind für mich die beiden Trends.

Perneker: Die Digitalisierung bringt vielfältige Möglichkeiten in der Optimierung der Versorgung oder Auswertung von Daten. Das ist auch kostensenkend und personalentlastend. Personalisierte Medizin würde ich als weiteres Thema mitnehmen. Hier geht es darum, Behandlungen auf einer individuellen Basis erfolgreicher zu machen.