Starke Frauen - Starke Herzen: Initiative gegen Herzerkrankungen bei Frauen

4 Damen vor Rollup
Ulrike Mursch-Edlmayr, Andrea Podczeck-Schweighofer, Gabriele Heinisch-Hosek, Christine Haberlander, Doris Hummer, Monika Aichberger © Grünwald, AM Plus Initiative für Allgemeinmedizin und Gesundheit

20.09.2017

Herz-Kreislauferkrankungen sind nach wie vor die häufigste Todesursache bei Frauen und Männern in Österreich. Frauen holen dabei traurigerweise auf: Im Jahr 2015 waren 47,4 Prozent der an Herz-Kreislauferkrankungen Verstorbenen bereits Frauen. Die Ursachen sind vielfältig. So wird beispielsweise Bluthochdruck lange nicht erkannt, da er im Unterschied zu niedrigem Blutdruck meist lange keine Symptome zeigt. Unerkannter Bluthochdruck kann aber schwere Folgeerkrankungen nach sich ziehen, etwa Herzinfarkt. Dieser wird bei Frauen noch immer als weniger dramatisch eingestuft, nicht zuletzt, weil sich andere Symptome als bei Männern zeigen und diese Symptome oft nicht richtig eingeschätzt werden. Ein wichtiger Schritt, um eine mögliche Gefahr rechtzeitig zu erkennen, ist die regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks und der Cholesterin-Werte. Um auf die frauenspezifischen Symptome bei Herzinfarkt aufmerksam zu machen und um das Bewusstsein für die Bedeutung von Vorsorgeuntersuchungen zu stärken, wurde die Initiative „Starke Frauen – Starke Herzen“ ins Leben gerufen.

Im Rahmen eines gut besuchten Society-Events in Linz tauschten sich am Dienstagabend namhafte Vertreterinnen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Sport, Medien, Wissenschaft und Kultur im ORF Landesstudio Oberösterreich über das Thema aus. Für Univ.-Prof. Dr. Andrea Podczeck-Schweighofer, Präsidentin der Österreichischen kardiologischen Gesellschaft und Mitbegründerin der Initiative, war klar, dass es mehr Bewusstseinsbildung braucht: „Herz-Kreislauferkrankungen sind die Todesursache Nr. 1 bei Frauen in Österreich, weil Symptome und zusätzliche Risikofaktoren nicht genügend bekannt sind“, hielt die Expertin fest. Ein Herzinfarkt äußere sich bei Frauen anders als bei Männern. So könne es zu Zahn- oder Bauchschmerzen kommen – Symptome, die nicht mit Herzinfarkt in Verbindung gebracht und in der Folge ignoriert werden. „Das führt dazu, dass die Gefahr verkannt wird, teilweise kommt es auch zu weniger intensiver Behandlung. Frauen kommen im Schnitt eine Stunde später zu ärztlicher Hilfe“, führte Podczeck-Schweighofer aus.

Die Initiative solle auch informieren, ergänzte Gabriele Heinisch-Hosek, Abgeordnete zum Nationalrat und ebenfalls Mitbegründerin der Initiative. „Wir brauchen Unterstützung im Kampf gegen Herz-Kreislauferkrankungen bei Frauen“, betonte die Frauenpolitikerin. Dabei dürfe man nicht mahnend den Zeigefinger heben, sondern müsse konstruktiv vorgehen: „Wir müssen darauf hinweisen, dass etwa ein auffälliger Cholesterinwert oder ein erhöhter Blutdruck erste Anzeichen für eine ernstere Erkrankung sein können“, so Heinisch-Hosek.  Frauen müssten dabei auf sich selbst schauen und dürften ihre eigene Gesundheit nicht hintan stellen. „Ich rufe alle Frauen dringend auf, regelmäßig Blutdruck und Cholesterin überprüfen zu lassen, um etwaige Gefahren rechtzeitig zu erkennen“, so Heinisch-Hosek. Denn Vor- und Selbstsorge sowie mehr Gesundheitskompetenz können dazu beitragen, die Gesundheit zu verbessern und in der Folge die Todesfälle zu reduzieren, betonte die Frauenpolitikerin.

Für Mag. Christine Haberlander, Gesundheitslandesrätin in Oberösterreich, ist klar: „Wir Frauen haben die starken Herzen, die im Land schlagen.“ In Oberösterreich leben 720.000 Frauen. Diese müssen gestärkt und motiviert werden, dazu brauche es Bewusstseinsbildung. „Wir wollen mit Prävention bereits im Kindergarten ansetzen“, so Haberlander. Eine eigene Präventionskampagne, die im November vorgestellt werden soll, stelle die Frauengesundheit in den Mittelpunkt. Dazu komme das Qualitätszertifikat für gesunde Gemeinden. „Hier werden wir ebenfalls ganz bewusst Angebote für Frauen erstellen. Wir müssen Anreize schaffen, damit die Gemeinden Schwerpunkte in der Frauengesundheit setzen“, führte Haberlander aus. Ein weiterer Schwerpunkt liege auf Gendermedizin in der universitären Ausbildung der Ärzteschaft. Haberlander: „Das sind große Themen, die wir anpacken. Wichtig ist, dass wir alle uns damit auseinandersetzen – Frauengesundheit ist ein Thema aller Altersgruppen und aller Regionen.“

Aus Sicht von Dr. Doris Hummer, Präsidentin der Wirtschaftskammer Oberösterreich, ist es unerlässlich, sich mit Gendermedizin und personalisierter Medizin intensiv zu befassen. „Vielen Frauen ist es vollkommen neu, dass sie medizinisch anders behandelt werden müssen als Männer“, hielt Hummer fest. Gleichzeitig würden Frauen „mit Herz gründen“, um eine eigene Idee zu verwirklichen bzw. um ihre eigene Chefin zu sein. Rund die Hälfte aller Unternehmen werde heutzutage schon von Frauen gegründet, oft handle es sich um Ein-Frau-Unternehmen, ohne die die Wirtschaft nicht funktionieren könne. Aber: „Wenn die Unternehmerin nicht mehr gesund ist, dann entzieht ihr das die Lebensgrundlage. Frauen denken auch immer zuerst an ihre Familie und dann erst an sich selbst“, zeigte Hummer auf. „Vergesst nicht auf euch selber“, appellierte die Präsidentin an alle Frauen.

Für Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer war von Anfang an klar: „Diese Initiative muss ich unterstützen.“ Gründe dafür gibt es genügend. „Unter anderem haben wir die unendlich große Chance, als Apotheker einen Beitrag zu leisten, da wir ganz nah an den Menschen dran sind“, führte Mursch-Edlmayr aus. Allerdings reicht es nicht, die Dinge nur einmal anzusprechen: „Wichtiges muss man immer wieder aufs Tapet bringen“, sagte Mursch-Edlmayr, die sich fest vorgenommen hat, zum Thema Herzgesundheit gemeinsam mit ärztlichen Fachgesellschaften Beratungs- und Betreuungsleitfäden zu erarbeiten. „Diese werden in unsere Aus- und Weiterbildung einfließen und somit sicherstellen, dass das Thema Frauen und Herzgesundheit nachhaltig zur Umsetzung gelangt“, betonte Mursch-Edlmayr.

Die oberösterreichischen Apotheken haben im Hinblick auf Vorsorgeprojekte bereits eine erste wirksame Maßnahme gesetzt, die bei der Bevölkerung gut ankommt, ergänzte Mag. pharm. Monika Aichberger, Vizepräsidentin der Apothekerkammer Oberösterreich: „In den oberösterreichischen Apotheken können die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher ihr Gefäßalter bestimmen lassen. Besonders bei den Frauen sehen wir den Erfolg dieser Initiative. Sie nehmen das Angebot sowie unsere Beratung sehr gerne an“, so Aichberger. Seit Jänner 2017 hätten über 9.000 Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher in den rund 50 teilnehmenden Apotheken ihr Gefäßalter messen lassen, rund zwei Drittel seien Frauen gewesen. Bei fast 900 Frauen wurde über die Gefäßaltermessung erst festgestellt, dass sie einen erhöhten Blutdruck haben. „Die Frauen wussten bis dato nichts von diesem Risikofaktor“, so Aichberger. 

Österreichweite  Aufklärung und die Zusammenarbeit Aller sei das Gebot der Stunde, waren sich die Vortragenden einig. „Je mehr wir aufklären und je mehr Frauen wir erreichen, umso besser wird es uns gelingen, die tödlichen Folgen von Herzinfarkt bei Frauen zu reduzieren“, zeigten sich die sechs Rednerinnen überzeugt. „Daher wollen wir in den kommenden Monaten auch die übrigen Bundesländer mit an Bord holen und die Aktion „Starke Frauen – Starke Herzen“ auf ganz Österreich ausweiten“, so die Initiatorinnen.

 

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